Alle 26 Kantone der Schweiz haben im Jahr 2022 erstmals seit 14 Jahren positive Finanzergebnisse erzielt. In ihren Staatsrechnungen wiesen sie einen Gesamtgewinn von rund 4,59 Milliarden Franken auf, was 4,5 Milliarden Franken über den budgetierten Beträgen lag. Diese außergewöhnliche Entwicklung ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen.
Eine vorsichtige Budgetierung, unerwartet hohe Steuereinnahmen und die großzügige Gewinnausschüttung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) trugen zu diesem Erfolg bei. Das zweitbeste Ergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1999 wurde im Jahr 2007 verzeichnet, als lediglich die Kantone Tessin und Appenzell-Ausserrhoden Verluste verzeichneten. Im Vergleich dazu hatten im Jahr 2021 fünf Kantone negative Ergebnisse verzeichnet.
Die Tatsache, dass alle Kantone im Plus abgeschlossen haben, überrascht Martin Mosler, Bereichsleiter Fiskalpolitik am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern. Angesichts einiger externer Faktoren wie der unsicheren geopolitischen Lage aufgrund des russischen Angriffskriegs oder dem Druck der globalen Inflationswelle hätte man annehmen können, dass die kantonalen Budgets diese Schocks nicht überstehen würden. Mosler betont jedoch, dass dies von der robusten Schweizer Volkswirtschaft zeugt.
Die positiven Abschlüsse der Kantone lassen sich auch auf die Nachwirkungen der Corona-Pandemie zurückführen. Die Budgets für das Jahr 2022 wurden noch im Jahr 2021 erstellt, als die Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation unsicher war. Die tatsächliche Erholung war jedoch besser als erwartet. Zudem spielte die hohe Gewinnausschüttung der SNB eine wichtige Rolle.
Besonders bemerkenswert sind die überdurchschnittlich guten Ergebnisse der großen Kantone Zürich, Bern, Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie Genf. Die Kantone Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Luzern, St. Gallen und Graubünden erzielten zwischen 200 und 300 Millionen Franken bessere Ergebnisse als erwartet. Zug, Aargau, Solothurn und Tessin verzeichneten Überschüsse von über 100 Millionen Franken im Vergleich zum Budget.
Im Kanton Zürich lag der Gewinn mehr als eine Milliarde Franken über den Erwartungen. Besonders bei den Steuereinnahmen hatte sich der Kanton deutlich verschätzt und 964 Millionen Franken mehr als erwartet eingenommen. Zusätzliche Einnahmen ergaben sich auch aus der Gewinnausschüttung der SNB und der Zürcher Kantonalbank.
Auch der Kanton Bern verzeichnete höhere Steuereinnahmen, die um 174 Millionen Franken über dem Budget lagen. Ohne die SNB-Zahlung von 480 Millionen Franken hätte jedoch ein Defizit von 122 Millionen Franken resultiert. Letztendlich konnte der Kanton einen